Albert Hosp, Musikjournalist und Festival-Intendant
Als wir für Glatt&Verkehrt die Strategie der nächsten Jahre diskutierten, waren Musikvermittlung und Nachhaltigkeit zwei der wichtigsten. Gleichzeitig wurde schnell klar, dass es leichter ist, ein paar spektakuläre Zeichen zu setzen als sich diesen Themen, eben, nachhaltig zu widmen. Wenn es mir gelingt, Musik so vermitteln, dass sie von mehr Menschen geliebt wird, dann werde ich deswegen nicht automatisch kurzfristig mit mehr Publikum belohnt. Meine Arbeit kommt vielleicht erst der nächsten Generation zu Gute. Darum geht´s auch bei der Nachhaltigkeit: Es muss mir egal sein, ob ich selbst davon profitiere. Es muss mir ums Ganze gehn. Als Radiomacher ebenso wie Festival-Intendant geht es mir um eines: Meinem Publikum zu zeigen, wieviel Bereicherung im Erleben von Musik steckt, und dass der Mut, sich Musik anzuhören, die zunächst unbekannt ist, immer belohnt wird. Das geht nicht von heute auf morgen. Kurzfristige Begeisterung ebbt schneller ab als länger aufgebaute Glückseligkeit. Jene ist das plötzlich erhitzende Strohfeuer, diese das beständig wärmende Lagerfeuer.
Wir haben die Wahl. Musik hat die Fähigkeit, das Leben zu verlangsamen – und damit zu verlängern.
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