Die Macht der kleinen Gruppen
„Dranbleiben, das denke ich, ist meine Stärke!“ Renate Trauner ist in vielen Bereichen drangeblieben und hat gezeigt, wie man soziale und nachhaltige Aspekte sowie den Blick über den eigenen Tellerrand vor Ort einbringen und mitgestalten kann. Sie hat den Retzer Weltladen – den ersten im Weinviertel – im Jahr 1991 mitgegründet, war und ist ehrenamtlich im Verkauf und im Verein tätig, unter anderem war sie auch Obfrau und ist seit drei Jahren ehrenamtliche Geschäftsführerin.
„Bereits während meines Theologiestudiums vor 40 Jahren wurde mir klar, dass wir bewusster und mit dem was wir regional anbauen leben müssen. Seit damals ernähre ich mich vegetarisch. Lebensmittelverschwendung und das Konsumthema generell waren mir immer schon wichtig. Vermutlich auch deshalb, weil meine Mutter ein kleines Lebensmittelgeschäft hatte. Auf 70 m² hat sie alle Lebensmittel angeboten, die eine Frau für ihre Familie benötigte. Damals gab es nur eine Milch aus der Region,“ erinnert sich Trauner an ihre Kindheit zurück. „Heute muss ich unter den vielen Milchflaschen und -packungen erst die regionale suchen.“ Neue Lebenseindrücke sammelte sie in Paraguay. Dort arbeitete sie in einer Missionsstation mit Straßenkindern. In der Caritas und der Erzdiözese Wien war sie die erste Seelsorgerin für Menschen mit Behinderung mit einer vollen Anstellung. Sie gründete und leitet zudem den inklusiven Chor „RhythMix“, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung musizieren hier miteinander und profitieren voneinander. Menschen mit Behinderung haben ihre Stärken, die sie einbringen möchten und die unsere Gesellschaft bereichern, das spüren im inklusiven Chor RhythMix alle Mitglieder und auch die Zuhörer:innen. In der Pfarre Retz organisierte Renate Trauner als Pastoralassistentin noch vor der Gründung des Weltladens bereits sogenannte „Dritte-Welt-Bazare“ mit Jugendlichen. Als Referentin in der Katholischen Frauenbewegung überzeugte sie Frauen von deren großen Einfluss als Konsumentinnen. Viele kaufen auch den Frauenkaffee Adlente, wo das Land auch den Frauen gehört. Nur so kann es vorwärts gehen.
Weiterbildung als Schlüssel
„Ich bin nicht so die Wissenschaftlerin, sondern mehr an der Basis. Weiterbildung und Wissen sind aber ein wichtiger Schlüssel, um andere zu überzeugen. Wenn jede und jeder in seiner eigenen kleinen Gruppe mit anderen redet, dann kann FAIR-Änderung zum Wohl vieler gelingen“, ist Trauner vom Schneeballeffekt in der Kommunikation überzeugt. Auch im Weltladen-Team setzt sie deshalb auf kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiter:innen in Form von monatlichen Treffen und Seminaren. Nach außen wirkt der Weltladen Retz mit Modenschauen, Vorträgen von Produzent:innen aus den Ländern des Südens und Festen, wie dem Jubiläumsfest 30 Jahre Weltladen, bei dem die Schüler:innen der Tourismusschulen Retz faire Snacks und Cocktails zubereiten und servieren.
Und was macht ihr Mut, weiter dranzubleiben? „Es sind die kleinen Schritte, die jede und jeder einzelne machen kann. Notwendig sind dafür Rahmenbedingungen wie sie die SDGs sind. Früher gab es zum Beispiel keine bio-faire Schokolade. Heute entscheiden sich Eltern und auch Kindergärtner:innen und Bürgermeister:innen, dass sie ihren Jüngsten Faire Schoko-Osterhasen schenken. Denn sie wissen, die Schokolade schmeckt sehr gut und sie ist fair, keine Kinder werden ausgebeutet, faire Arbeitsbedingungen werden eingehalten und die Umwelt wird geschützt!“
Wohnort: Zellerndorf Familienstand: ledig/alleinstehend Vorbilder: Vandana Shiwa, Jane Goodall, Thea Hienert, Francis Muhenda Lebensmotto: "Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Angesicht der Welt verändern!" Startschuss für das Engagement: Studienzeit Link: www.weltladen.at/retz