FAIRTRADE Österreich setzt sich sei 1993 für fairen Handel ein und vergibt in Österreich das FAIRTRADE-Siegel. Wie das im Einklang mit dem 17 Zielen steht, erfahren Sie im Interview mit Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich.
Wie würdest du deinen Job in 3 Sätzen beschreiben?
Mein Team und ich arbeiten daran, Lieferketten fairer zu gestalten und dafür zu sorgen, dass die Menschen im Ursprung gerechtere Anteile daran erhalten. Wir vergeben das FAIRTRADE-Siegel, wenn festgesetzte Standards eingehalten werden und kontrollieren deren Einhaltung. Darüber hinaus führen wir einen Diskurs über globale Handelsstrukturen mit Medien und der interessierten Öffentlichkeit.
Was fasziniert dich an den SDGs?
Das Besondere an den SDGs ist für mich, dass sie globale Gültigkeit haben. Sie sind ein gedanklicher Sprung von der Idee, dass der reiche Norden dem armen Süden helfen muss – mit einer paternalistischen Gedankenwelt dahinter. Vielmehr drücken die SDGs aus, dass Probleme in einer globalisierten Welt nicht einseitig oder lokal gelöst werden können, sondern nur gemeinsam.
Wo begegnen dir die 17 Ziele in deinem Arbeitsalltag?
FAIRTRADE setzt sich schon lange für Themen ein, die in Form der SDGs nun einzeln benannt wurden. Daher sind die SDGs wichtiger Bestandteil meiner täglichen Arbeit.
Was kann Fairtrade beitragen, um die 17 Ziele zu erreichen?
Es lässt sich eigentlich zu vielen der SDGs eine FAIRTRADE-Brücke bauen. Armut bekämpfen heißt nachhaltig und fair entlang der Lieferketten handeln – dafür setzen wir uns ein. Mit nachhaltiger Landwirtschaft den Hunger global zu überwinden ist ein Ziel, das FAIRTRADE mit umfangreichen Maßnahmenpaketen verfolgt. Die FAIRTRADE-Prämie wird von den Produzentenorganisationen oftmals in die lokale Gesundheitsversorgung oder in Bildungseinrichtungen investiert, was gerade in ländlichen Regionen sehr wichtige Schritte sind. Unterm Strich kann man sagen: Der faire Handel ist ein wichtiges Instrument zur Erreichung der SDGs.
Welche Ziele sind in der Umsetzung besonders schwierig?
Besonders schwer umzusetzen sind meiner Meinung nach Themen, die an Privilegien mächtiger Anspruchsgruppen rütteln. Dazu gehören die Ziele „Geschlechter-Gleichheit“ sowie „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“. Selbst in liberalen, aufgeklärten Gesellschaften ist die Gleichberechtigung der Frau noch in weiter Ferne und auch Rechtsstaatlichkeit kommt wieder in mehr Ländern unter Druck, in denen sich die jeweilige Bevölkerung eine starke Führungsfigur an der Spitze wünscht.
Was kannst du persönlich zu den SDGs beitragen?
Für mich heißt das, jeden Tag zu versuchen, die Welt ein Stückchen besser zu machen, anstatt mich in Fatalismus zu üben. Das kann in meinem persönlichen Umfeld sein oder indem ich mich am politischen Diskurs beteilige. Vor allem kann ich mit bewussten Konsumentscheidungen einen Beitrag leisten: Ich kaufe nur, was ich wirklich brauche und Produkte, die bei der Natur und den Menschen möglichst wenig Schaden anrichten.
Möchtest du uns sonst noch etwas mitteilen?
Die Umsetzung der SDGs fängt bei jeder und jedem Einzelnen von uns an. Wir können nicht darauf warten, dass in politischen Machtzentren positive Entwicklungen stattfinden. Diese müssen von uns selber ausgehen. Eine informierte und engagierte Zivilgesellschaft kann dafür sorgen, dass die Welt für alle lebenswert wird.