Haben Sie schon einmal von Mobilitätsgerechtigkeit gehört?
Der Begriff steht für soziale Gerechtigkeit und Inklusion, indem wir als Gesellschaft sicherstellen, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, ihre Mobilitätsbedürfnisse zu erfüllen und so aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Um die Klimaziele zu erreichen, ist es wesentlich, dass alle Menschen Zugang zu nachhaltigen Mobilitätsformen haben.
Technische Lösungen sind bereits bekannt. Der Umstieg fällt uns aber bekanntlich trotzdem schwer bzw. ist manchen Bevölkerungsgruppen manchmal nicht oder nur schwer möglich. Welche Problemfelder gibt es in diesem Bereich, besonders für vulnerable Gruppen? Und wo gibt es schon funktionierende Lösungsansätze.
Die Ergebnisse sind im Rahmen des Round Tables entstanden. Sie haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
HERAUSFORDERUNGEN
- Öffentliche Anbindung und Intervalle: Die Verfügbarkeit und Häufigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln sind entscheidend für ihre Nutzung.
- Leistbare Mobilität: Die Kosten für den öffentlichen Verkehr müssen für die Bevölkerung erschwinglich sein.
- Erreichbarkeit des öffentlichen Verkehrsmittels: Gute Anbindung durch attraktive Geh- und Radwege ist notwendig, oft fehlen jedoch durchgehende Wege.
- Sichere/barrierefreie Wege: Es ist wichtig, dass Geh- und Radwege sicher und barrierefrei sind, um die Nutzung zu fördern.
- Mentale Aspekte: Gewohnheiten, Bequemlichkeit und der Zeitaufwand, sich mit neuen Angeboten auseinanderzusetzen, beeinflussen die Nutzung von Mobilitätsangeboten.
- Planung der Mobilität: Aktuelle Planungen fokussieren oft auf einfache Wege (z. B. Arbeitsweg) und nicht auf komplexe Wegeketten, die vor allem bei Betreuungstätigkeiten wichtig sind.
- Beschattung von Wegen und Wartehäuschen: Durch die Zunahme der Hitzetage wird dieser Aspekt immer wichtiger.
LÖSUNGSANSÄTZE
- „Mikro-ÖV“: sind innovative Mobilitätslösungen für die letzte Meile in den Regionen. Egal ob Anrufsammeltaxi, E-Fahrtendienste, Rufbusse oder Shuttledienste. Durch diese Konzepte ist es auch vulnerablen Gruppen möglich im ländlichen Raum mobil zu sein. Sind Freiwillige eingebunden, wird auch der soziale Zusammenhalt gestärkt. Weitere Infos
- Schnuppertickets und Jobticket: Gemeinden stellen das Klimaticket kostenfrei zum Verleih zur Verfügung. In Betrieben kann durch das Jobticket die öffentliche Anreise vom Arbeitgeber gefördert werden.
- Gratis Öffis für Touristen – Ausbau des öffentlichen Verkehrs: Künftig soll jede Touristin und jeder Tourist in Salzburg bereits bei der Online-Buchung oder spätestens an der Hotelrezeption für den Aufenthalt ein kostenlosen ÖV- Ticket für das Bundesland erhalten. Für die Finanzierung wird ab Sommer 2025 eine Mobilitätsabgabe von 50 Cent pro Übernachtung erhoben, die ab 2027 auf 1,10 Euro pro Übernachtung steigen soll. Diese Einnahmen sollen in den ÖV-Ausbau investiert werden. Weitere Infos
- „Maximo fair“ Ticket: Bezieherinnen und Bezieher einer Sozialhilfe oder Grundversorgungsleistung können mit dem Ticket um nur 19 Euro pro Monat in ganz Vorarlberg den ÖV nutzen. Gegenüber dem Vollpreis von 96 Euro sparen Sie dadurch jeden Monat 77 Euro. Weitere Infos
- Gemeinsam Barrieren erkennen: Ist der Weg zum Bus berollbar? Wie können Menschen mit Gehstöcken in den Bus einsteigen? Gibt es Abstellplätze für Kinderwägen? Oft sind es kleine Änderungen, die eine große Wirkung haben. Das BhW Niederösterreich bietet bspw. Begehungen in Gemeinden an. Weitere Infos
- Digitalisierung üben: Wie kann ich mir das Nextbike ausleihen? Was muss ich beim Ticketautomaten eingeben? Die Digitalisierung ist für einige Bevölkerungsgruppen ein großer Stolperstein. Einführungen, Workshops oder Ansprechpersonen vor Ort sind daher wichtige Angebote, um den Zugang zu den Mobilitätsformen möglich zu machen.
- Informationen bereitstellen: Egal ob auf der Gemeindewebsite, in der Zeitung oder in der Infomappe für Zugezogene. Regelmäßige Infos über neue Öffi-Angebote, Radwege etc. sind ein wesentlicher Baustein. Eine App hat sich speziell mit Radreisen beschäftigt und versucht auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen. Zur App
- Um die Ecke denken: Leihräder mit Kindersitzen, Sitzgelegenheiten mit Schatten, bemalte Plätze, Schulgeh-Busse oder Tempo 30 vor Schulen. Lösungen dürfen kreativ sein und Spaß machen. Wichtig ist, die Sichtweise der betroffenen Personen einzuholen und mitzudenken.
Ergebnisse zum Themenbereich Energie/Bauen/Wohnen finden Sie in Teil 3. In Teil 4 geht es um lebenswerte Orte durch Partizipation.