Fast Fashion: Diese Frau macht sich den Konsumwahn zunutze

Während die ganze Branche über Nachhaltigkeit spricht, zeigen aktuelle Umsatzzahlen: Fast Fashion ist populärer denn je. Der Wettlauf um immer günstigere Wegwerf-Kleidung ist auf einem Allzeit-Hoch. Am laufenden Band werden neue Kollektionen herausgebracht, immer unter dem gleichen Motto: binnen kürzester Zeit vom Laufsteg an die Stange. Roswitha Haghofer ist das Geschäft mit der schnellen Mode schon lange ein Dorn im Auge. Die KLAR-Managerin im Waldviertel ist auch Inhaberin ihrer eigenen Kunstwerkstatt und macht aus den alten Klamotten neue Taschen und Teppiche. Wir haben sie gefragt, was ihre Mode besonders macht und warum ihr Weg zur Nachhaltigkeit der Richtige ist.

Taschen gewebt aus alten Teppichen

Warum liegt dir die Modebranche so sehr am Herzen?

Ich würde sagen, das Kunsthandwerk wurde mir in den Webstuhl gelegt. Bereits mein Großvater und meine Mutter pflegten die Kunst der Waldviertler Weberei. Eine Passion, die bei mir seit nunmehr 15 Jahren in meiner Werkstätte in Roiten, im Bezirk Zwettl, nicht nur zum Beruf, sondern zur Berufung wurde.

Wie stellst du deine Produkte her?

Alte Bettwäsche, Handtücher, T-Shirts, Blusen und andere Kleidungsstücke schneide ich in Streifen, kombiniere sie farblich, und verbinde sie miteinander. Anschließend verwebe ich sie zu einem qualitativ hochwertigen Teppich oder einer Tasche. Jedes Stück ist ein individuelles Meisterstück – und gleichsam ein wertvoller Beitrag zum Umweltschutz.

Wie wählst du deine alten Kleider aus?

Natürlich lässt sich nicht alles zur Gänze verwenden, aber es fällt nur ein Bruchteil des Abfalls an, der sonst anfallen würde. Vor allem auch Dinge, die in der Altkleidersammlung keinen Platz mehr finden, weil sie nicht mehr getragen werden können – ich verhelfe ihnen zu neuem Leben.

Warum bezeichnest du deinen Ansatz als vorbildlich?

Die Verarbeitung nicht mehr benötigter oder tragbarer Kleidung zu neuen Teppichen und Taschen bringt nicht nur ökologische Aspekte. Sehr oft merke ich in Gesprächen mit Kund*innen auch, wie positiv es aufgenommen wird, auf diese Weise neue Gebrauchsgestände anzufertigen. Sehr oft folgt dann auch die Frage, ob ich alte Kleidung brauchen könne, da die meisten Menschen Stücke zu Hause haben, die sie nicht mehr tragen. Daher denke ich, dass das, was ich tue, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist. Weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zu einer nachhaltigeren Lebensweise. Es bleibt zu hoffen, dass die Idee, Altkleider für Teppiche zu verwenden, wieder mehr Nachahmer findet. Der Bedarf wäre auf alle Fälle da und selbst wenn es bald soweit sein sollte, dass auch bei Kleidung mehr auf Qualität und Nachhaltigkeit geachtet wird, alte Kleidung und Haushaltswäsche wird es immer geben.

Wie werden deine Produkte derzeit angenommen? Hat sich das in den letzten Jahren verändert?

Die Nachfrage nach meinen Teppichen und Taschen aus Altkleidern steigt stetig, ich bin mit Arbeit voll eingedeckt. Immer öfter werden mir Altkleider zum Verarbeiten gebracht. Ich hoffe, dies ist auf ein Umdenken zurückzuführen und nicht nur auf eine bessere Bekanntheit meiner Arbeit.

Welche Maßnahmen und Unterstützungen braucht es deiner Meinung nach, damit Unternehmen Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell verankern und vor allem umsetzten?

Natürlich kann man vieles „von oben“ steuern und beeinflussen. Ich denke aber der wichtigste Faktor ist der Konsument! Jeder Griff ins Regal ist eine Entscheidung und beeinflusst die Produktion. Die Geschäftsinhaber*innen direkt nach nachhaltigeren Produkten zu fragen, sofern nicht vorhanden wäre überaus wichtig. Die „Macht“ der Konsument*innen ist groß und sie wird hoffentlich immer öfter im Sinne der Nachhaltigkeit genutzt.

Wir reisen, natürlich klimafreundlich, fünf Jahre in die Zukunft: Auf welche schönen Ereignisse kannst du mit deinem Kunsthandwerk zurückblicken?

Die echte Freude in den Augen meiner Kund*innen, bei der Übergabe der gewebten Stücke und die netten Mails die ich nach dem Versand erhalte. Eine besondere Freude ist immer folgendes: „Ich habe vor Jahren einen Teppich gekauft bei Ihnen, der ist immer noch schön, ich brauche noch einen!“ Aus einem alten, traditionellen Handwerk ist ein neuer nachhaltiger Trend geworden!

Wenn du jetzt Lust auf umweltfreundliche Teppiche und Taschen von Roswitha Haghofer bekommen hast, melde dich doch bei ihr: roswitha.haghofer@aon.at