Die gleich.wandeln Tagung am 21. November 2023 findet unter dem Motto „Klimaschutz GEMEINSAM umsetzen!“ statt. Dieser Titel weist darauf hin, dass es in der Entscheidungsfindung alle gesellschaftlichen Gruppen auf allen Regionen der Erde braucht, um zu effektiven Klimalösungen zu kommen. Passend dazu beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Frage: Warum leisten indigene Frauen einen zentralen Beitrag für das Klima? Kerstin Plaß und Silvia Jura da Silva vom Klimabündnis Österreich geben uns durch ihre Expertise zur Partnerschaft am Rio Negro Einblicke in die Welt von indigenen Frauen in Brasilien.
Indigene sind Hüter:innen der Biodiversität
Weltweit identifizieren sich etwa 480 Millionen Menschen als Indigene: Sie leben meist seit Jahrhunderten im selben räumlichen Gebiet wie ihre Vorfahren und haben eine starke soziale, kulturelle und spirituelle Bindung an ihre Umgebung. Indigene Menschen gelten als besonders stark von den negativen Auswirkungen der Globalisierung und der Klimakrise betroffen. Wirtschaftliche Interessen bedrohen ihre Land- und Menschenrechte und zerstören dabei jahrtausendealte, intakte Lebensräume: Obwohl Indigene nur knapp 6 % der Weltbevölkerung stellen, schützen sie über 80 % der Biodiversität auf ihren Territorien. Sie gelten also als Hüter:innen der natürlichen Vielfalt und sind essentiell für deren Erhalt. Denn: Noch nie zuvor verschwanden Arten so schnell, wie es aktuell der Fall ist. Sensible Ökosysteme geraten durch ausbeuterisches Eindringen weltweit unter Stress und ökologische Nischen werden bedroht.
Klima- und Artenschutz in Frauenhand
Um diese bedrohlichen Prozesse noch eindämmen zu können, braucht es neben internationalen Anstrengungen auch lokale Lösungen und die Wiederbesinnung auf traditionelles Wissen: In vielen indigenen Gemeinschaften spielen Frauen eine Schlüsselrolle zur Bewahrung der Artenvielfalt und des traditionellen Know-Hows von landwirtschaftlichen Praktiken bis hin zur medizinischen Nutzung von Pflanzen.
Auch in der Klimabündnis-Projektregion am Rio Negro kultivieren indigene Bäuerinnen die Samenvielfalt: über 300 verschiedene Manioksorten sowie mehr als 80 Chili-Arten wurden dort dokumentiert – sie alle wachsen auf bunt durchmischten Feldern, die sich später wieder in den umgebenden Wald integrieren. Damit leisten die Bäuerinnen einen wesentlichen Beitrag, um den Wald resilienter gegen die Klimakrise und deren Folgen zu machen.
Bildgalerie “Klima- und Artenschutz in Frauenhand”:Trotz ihrer wichtigen Rolle gelten indigene Frauen als besonders vulnerabel und sind vielfältigen Formen von Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt. Wollen wir eine (klima-)gerechte Welt, müssen wir indigene Frauen in ihren Rechten und ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit stärken. Am Rio Negro im Nordwesten Brasiliens unterstützte das Klimabündnis daher den Aufbau eines frauengeführten Kunsthandwerkszentrums. Die Casa Wariró vermarktet regionale Korb- und Töpferwaren zu fairen Bedingungen und schafft für Frauen die Möglichkeit eines eigenen Einkommens. Diese Anstrengungen führten bereits 2003 zur Etablierung einer eigenständig agierenden Frauenabteilung, die sich seither für die Frauen in der Region starkmacht.
Von Österreich nach Brasilien: die Klimabündnis Partnerschaft
Seit 30 Jahren unterstützen über 1.000 österreichische Städte, Gemeinden und Bundesländer durch ihre Mitgliedschaft im Klimabündnis die indigene Bevölkerung am Rio Negro ideell und finanziell bei der Bewahrung des Regenwalds als artenreichen Lebens- und Kulturraum. Denn Regenwaldschutz ist Klimaschutz. Mehr Infos zur Partnerschaft am Rio Negro sowie die Kontaktdaten von den Expertinnen Kerstin Plaß und Silvia Jura da Silva finden Sie hier.
Text: Kerstin Plaß und Silvia Jura da Silva