Rückblick: Tagung „Klimaschutz GEMEINSAM umsetzen“

Gleich.wandeln beschäftigt sich seit drei Jahren mit Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit. Heuer liegt der Schwerpunkt auf der Gemeindeebene. Männer und Frauen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensrealitäten, aber auch unterschiedliche Sichtweisen, Erfahrungen und Herangehensweisen. Genau deshalb ist es wichtig, dies in der Planung zu berücksichtigen. Denn um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir alle mitnehmen. Das heißt auch, den Prozess dorthin gerecht zu gestalten und somit alle bei Planungs- und Entscheidungsprozessen einzuschließen.

Dass Genderfragen wichtig sind, wenn es um Klimaschutz in Städten und Gemeinden geht, verdeutlichen auch wissenschaftliche Beiträge zu Geschlechtergerechtigkeit in der lokalen Klimapolitik (Fisch et al. 2023). Denn die lokale Ebene ist es schlussendlich, wo „gezielt auf ortsspezifische Auswirkungen der Klimakrise“ reagiert werden kann (Fisch et al. 2023: 177). Somit ist es auch die Ebene, wo Klimapolitik und Klimaschutz konkret umgesetzt werden können.

Aber wie können wir nun die Bedürfnisse und Potentiale aller, bei der Erreichung der Klimaziele nutzen? Dieser und weiteren Fragen widmeten wir uns bei der Tagung „Klimaschutz GEMEINSAM umsetzen“. Wir dürfen Sie nun auf eine Rückschau zur Veranstaltung mitnehmen.

v.l.n.r. Petra Schön und Angelika Swoboda-Moser, Klimabündnis; Heide Studer, Landschaftsplanerin; Silvia Drechsler, Vize-Bürgermeisterin Mödling, Franziska Kunyik, Amt der NÖ Landesregierung

Frauen in den Orten der Zukunft


Circa 60 Personen – darunter viele Vertreter:innen aus Gemeinden, aber auch Mitarbeiter:innen von verschiedenen Abteilungen des Amts der NÖ Landesregierung – haben am 21. November an der Tagung im Ostarrichisaal im Landhaus St. Pölten teilgenommen. Franziska Kunyik von der Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft eröffnete den Abend mit Hintergründen und Fakten zum Projekt gleich.wandeln. Es braucht Visionen, um zu wissen, wo man hinmöchte. Diese Visionen sollten mit vielen Menschen entwickelt werden, damit sie auf breiten Beinen stehen – und auch mitgetragen werden. Im Projekt liegt der Fokus auf Frauen, denn Genderbewusstsein unterstützt Klimaschutz. Und genau das macht den Unterschied: Frauen sind nicht nur stärker von der Klimakrise betroffen, sondern haben auch einen unterschiedlichen Zugang, den wir nutzen sollen.

Dieser Zugang wird im Film „Mut und Dringlichkeit. Frauen in den Orten der Zukunft“ deutlich, der am Abend der Tagung seine Premiere feierte. Der Film dreht sich um vier Frauen aus Niederösterreich, die die Klimazukunft in ihren Städten und Gemeinden schildern. Was es dafür braucht? Frauen. Denn sie denken nicht nur an technische Lösungen, sondern auch an soziale Komponenten. Erwähnt wird auch, dass es wichtig ist Erfolge einzuholen, das Positive herauszustreichen und, dass es viel Geduld und Hartnäckigkeit braucht. Unser Fazit zum Film lautet: Vier Frauen an vier Orten ergeben definitiv mehr als vier Erfolgsfaktoren für Klimalösungen!

Hier finden sie die Kurz- und Langfassung des Films.

Gemeinden klimafit und gendergerecht
planen und gestalten

Warum und wie Klima und Gender in der kommunalen Planung mitbedacht werden sollen, erläuterte Heide Studers Präsentation. Die Landschaftsplanerin und Sozialanthropologin ist in der Praxis und Wissenschaft tätig und bringt somit vielfältige Einblicke mit. So viel vorweg: Es ist wichtig, dass wir die Menschen bei der Suche und Umsetzung von Klimalösungen mit auf den Weg nehmen. Denn nur wenn die Menschen beteiligt sind, kann es ein Miteinander in der Umsetzung geben.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, die starke Geschlechtertrennung und -zuteilung aufzulösen. Klar hervor ging außerdem, dass eine langfristige Planung ein wichtiger Faktor ist. So lassen sich zum Beispiel viele Grünflächen und Bäume langfristig nur mit wenig Salzstreu vereinbaren.

Den Genderaspekt gilt es bereits bei Ausschreibungen und der Konzeption von Wettbewerben mitzudenken. So ist es wichtig, dass mehr Frauen in den Jurys sitzen, um bei Entscheidungen ihre Sichtweisen einzubringen. Damit Planerinnen eine Chance haben an Ausschreibungen teilzunehmen, ist zum Beispiel der Abgabetermin wesentlich. Termine direkt nach der Ferienzeit, sind für Fachfrauen mit Betreuungspflichten schwer einzuhalten. Der Vortrag verdeutlichte auch, dass Gendergerechtigkeit und Klimaschutz immer als Querschnittsmaterien mitgedacht werden müssen.


Erfolgreicher Klimaschutz durch ein
gutes Miteinander vor Ort

„Die Summe aller Maßnahmen soll uns in eine klimafitte Zukunft führen.“ Mit diesen Worten rundete Silvia Drechsler ihren Vortrag mit Beispielen aus der Stadtgemeinde Mödling ab. Die Vizebürgermeisterin ist Stadträtin für Stadtentwicklung, Raumplanung und Bürgerbeteiligung sowie Vorsitzende des Frauenbeirats. Sie erzählte, dass es in den letzten Jahren weniger um Frau und Mann ging, sondern um alle Geschlechter und alle Generationen. Für die Politikerin ist es immer wichtig, viele unterschiedliche Sichtweisen einzubinden. Außerdem müssen Prozesse transparent gestaltet werden und die Kooperation mit Partner:innen ist ein wichtiger Baustein, um die Klimaziele zu erreichen. Beispiele wie das örtliche Entwicklungskonzept, den lokalen Masterplan „Gehen“, das Neusiedler-Viertel, die Stadtteil-Sprechstunde oder die Leitlinien für Baukultur im Gemeinderat können Sie auf der Website der Stadtgemeinde Mödling nachlesen.


Nach der Pause fand eine Podiumsdiskussion statt. Der Rückblick dazu finden Sie hier.