Zwentendorfs Bürgermeisterin Marion Török im Interview: Mit SDGs und Beteiligung zum Gemeindeleitbild

gleich.wandeln hat mit der Bürgermeisterin und Amtsleiterin von Zwentendorf, Marion Török, gesprochen: Über das neue Gemeindeleitbild von Zwentendorf, warum genau die 17 SDGs dafür geeignet sind und wie der Prozess von Bürger:innen, insbesondere auch Frauen, mitgestaltet wurde.

Portrait Bürgermeisterin Marion Török
Foto: MG Zwentendorf

Von 2021 bis 2023 erarbeitete Ihre Gemeinde anhand der 17 SDGs ein neues Gemeindeleitbild. Wie ist das Leitbild aufgebaut und wie war der Ablauf?

Marion Török: Das Gemeindeleitbild ist mit Bürger:innenbeteiligung entstanden. Dieser Beteiligungsprozess nahm aufgrund von COVID drei Jahre in Anspruch. Vorerst waren nur Videokonferenzen möglich, dann gab es natürlich Gemeinderatsklausuren und eine große Zwentendorfer Zukunftskonferenz. Als Abschluss machten wir noch eine Sommertour durch alle 11 Dörfer, wo wir gemeinsam mit den Gemeindebürger:innen unser Gemeindeleitbild erarbeiteten.

Im Gemeindeleitbild finden sich natürlich Erklärungen, was die SDGs sind und wofür sie gebraucht werden. Der Aufbau orientiert sich ebenso an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen:

  • 17 SDGs
  • 17 Ziele in Zwentendorf
  • Zu jedem Ziel wurde ein Maßnahmensatz zur Erklärung und die erforderlichen Maßnahmen ausgeführt. Hier ein paar Beispiele:
    – SDG 1 – Keine Armut: Einrichtung eines Lerncafés, Schaffung eines Tauschplatzes
    – SDG 5 – Geschlechtergleichstellung: Beratungsstelle für Frauen einrichten
    – SDG 9 – Infrastruktur: bessere Fahrradinfrastruktur
    – SDG 13 – Klimaschutz: Baumoffensive starten, Bewusstseinsbildung
  • Im Ideenpool wurden alle Anregungen und Wünsche von den Bürger:innen verschriftlicht.
  • Daten und Fakten der Gemeinde bei der Erstellung des Gemeindeleitbildes
  • Prozessdarstellung

Welchen Vorteil bringt es, das Gemeindeleitbild mit den 17 SDGs zu verknüpfen?

Marion Török: Vorerst kann man sicher sein, nichts übersehen oder vergessen zu haben. Durch die gleichberechtigte Betrachtungsweise der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – wirtschaftlich effizient, sozial gerecht und ökologisch tragfähig – kann man sicher sein, alle Themenbereiche einer Kommune bearbeitet zu haben.

Wenn eine andere Gemeinde ihr Leitbild auch anhand der 17 SDGs erstellen will, was würden Sie ihr mit auf den Weg geben?

Marion Török: Die Entscheidungsträger:innen im Gemeinderat müssen die 17 Ziele der Vereinten Nationen mit ihrer Bedeutung kennen und verstehen. Ebenso sollte Einstimmigkeit herrschen, die Gemeinderät:innen müssen hinter dieser Art des Leitbildes mit ihrem Maßnahmenkatalog stehen.

Das neue Gemeindeleitbild der Marktgemeinde wird bei einem SDG-Spaziergang präsentiert.
Vor dem Rathaus sind die SDG in Graffiti-Form auf den Boden gesprüht.
Das neue Gemeindeleitbild der Marktgemeinde wird bei einem SDG-Spaziergang präsentiert.
Fotos: MG Zwentendorf

Gibt es weitere interessante Erlebnisse, welche Sie unseren Leser:innen noch mitgeben wollen?

Marion Török: Viele Bürger:innen haben sich bei uns bedankt, dass sie die Möglichkeit der Mitgestaltung und Mitarbeit am Gemeindeleitbild erhalten haben. Dadurch ist auch die Bereitschaft gegeben, bei den notwendigen Umsetzungen tatkräftig mitzuhelfen.

Und zum Schluss noch eine allgemeine Frage zur Beteiligung von Frauen bei Gemeindeprojekten. Gibt es Ihrer Erfahrung nach Rahmenbedingungen, die einen hohen Frauenanteil fördern?

Marion Török: Frauen müssen sehr flexibel sein und können sich schwer an fixe Termine halten. Daher haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie sich weniger bei Vereinen engagieren, aber sehr wohl bereit sind, bei diversen Projekten mitzuarbeiten. Die Projekte sind zeitlich begrenzt und haben ein klares Ziel. Wir haben daher auch Gemeindebürgerinnen zu Projektleiterinnen ausbilden lassen. (Männer haben sich dafür nicht gemeldet)

Weitere Infos:

Zur Person:
Marion Török wurde 1971 in Zwentendorf geboren. Sie war 19 Jahre lang als Gemeinderätin und seit 13 Jahren zusätzlich als Amtsleiterin tätig, bevor sie 2019 zur Bürgermeisterin wurde. Ihr Motto lautet „Weiterhin mutig sein!“ und sie setzt sich dafür ein, Bewährtes zu erhalten, aber genauso Raum für Neues zu geben.