Wir reisen weiter auf unserer SDG-Entdeckungstour und sind diesmal bei öKlo in Wolkersdorf zu Gast. Warum das Geschäft mit dem “Geschäft” so spannend ist, erzählt uns Mitbegründer und Geschäftsführer Niko Bogianzidis.
Was ist denn das Besondere an öKlo?
Wie ist die Idee entstanden und wer war an der Entwicklung und Gestaltung beteiligt?
Wir veranstalten seit Längerem ein nachhaltiges Festival. Ohne Fleisch, ohne Plastik, alles regional. Aber jedes Jahr standen diese stinkenden mobilen Plastikklos bei uns am Gelände. Die waren weder schön noch angenehm und immer wieder ein Thema bei uns im Team. Wir haben dann versucht, dieses Problem zu lösen und das allererste öKlo gebaut. Das Feedback unserer Gäste war der Wahnsinn. Am Ende haben alle nur mehr über die öKlos gesprochen. Irgendwie haben wir uns dann sogar ein wenig geärgert, weil wir viel Energie und Leidenschaft in das Line-Up usw. gesteckt haben, und dann reden alle nur über diese Klos. Um die erste Version des öKlos für die nächsten Festivaljahre noch weiter zu verbessern, haben wir uns dann mit den Verwertungsmöglichkeiten auseinandergesetzt und sind Schritt für Schritt weitergegangen. Heute haben wir die angenehmste mobile Komposttoilette aus Österreich.
Wie genau funktioniert eure Toilette?
Es funktioniert sehr einfach. In der Kabine gibt es ein Loch. Unter diesem Loch steht ein Kübel und darin ist ein Sieb. Wenn man da was drauf macht, egal ob fest oder flüssig, trennt es die Schwerkraft im Nachhinein. Das heißt, wir können Festes und Flüssiges gesondert voneinander verwenden. Wenn man sein Geschäft gemacht hat, nimmt man einfach 1-2 Hände voll Sägespäne und schüttet diese drauf. Das verdeckt die Hinterlassenschaften und beseitigt den Geruch. Wir sind auch völlig chemiefrei und brauchen kein Wasser. Weder für die Spülung noch für den Nachverwertungsprozess. Es ist also so, wie es die Natur auch regelt.
Was ist der speziellste Platz, an dem ein öKlo steht?
Wir stehen jetzt gerade auf der Alten Donau. Auf einer schwimmenden Insel-Plattform. Dort gibts die Floating Concerts. Die ziehen diese Insel nach und die Leute können während des Konzerts auf der Alten Donau am Wasser aufs Klo gehen. Das ist schon etwas Besonderes.
Gab/Gibt es bei der Umsetzung Stolpersteine und wenn ja wie konnten diese aus dem Weg geräumt werden?
Wir hatten einen megacoolen Senkrechtstart als Jungunternehmen. Natürlich macht man Fehler und weiß im Nachhinein vieles besser. Jetzt weiß ich genau, wo ich mir bestimmte Informationen holen kann und wo ich mir besser keine Infos mehr hole. Stolpersteine waren einerseits ein Gerichtsprozess, den wir gerade hatten, bei dem uns ein Mitbewerber auf unlauteren Wettbewerb geklagt hat. (Anm. Der Das hat sehr weh getan. Sowohl energetisch als auch finanziell. Und Corona. Das ist der zweite große Stolperstein, der uns insbesondere jetzt gerade sehr beschäftigt.
Wie sieht ein üblicher Arbeitstag bei öKlo aus?
Bei uns gibt es keinen Arbeitsalltag als solches. Gerade vermieten und verkaufen wir viele öKlos, aber es ist kein Tag gleich und deswegen wird man ja selbstständig. Das ist eines der schönen Dinge an dieser Challenge. Das ich eben nicht jeden Tag dasselbe mache und mir aussuchen kann, was ich tue. Es kommen jeden Tag neue Challenges auf uns zu. Natürlich hat die Selbstständigkeit auch negative Seiten: Staus, Verspätungen, Dinge werden übersehen. Als Ausgleich gibts Freudentage wie die TÜV-Verleihung nächste Woche. Wir sind in ganz Österreich unterwegs und unsere 14 Angestellten und ich haben jeden Tag die Chance, spannende neue Erfahrungen zu machen.
Wer sind eure Kunden und wie werden die öKlos derzeit angenommen?
Unsere Kunden sind vor allem Veranstalter. Festivals, Events, Sportveranstaltungen, … Darunter sind z. B. der Frauenlauf und das Donauinselfest. Also wirklich große Veranstaltungen, weil der Gratis-Service, den wir anbieten, einfach sehr gut funktioniert. Jetzt gerade sind es aber vor allem Gemeinden und Baustellen. Hier und da mal eine Geburtstagsfeier oder Hochzeit. Was halt gerade möglich ist mit Corona.
Welche Maßnahmen, Unterstützungen braucht es deiner Meinung nach, damit Unternehmen Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell verankern und vor allem umsetzten?
Das kann ich dir nur schwer beantworten. Unser Nährboden waren wir selbst. Wir haben das nicht gemacht, weil wir studiert haben und das gefördert wurde, oder weil Entrepreneurship gerade modern ist. Wie gesagt, das ist uns einfach passiert. Deswegen kann ich nur raten, vertrauen Sie auf sich selbst und tun Sie, woran Sie glauben, auch wenn es andere für eine Schnapsidee halten. Wenn wir den Leuten in den ersten Tagen, Wochen und Monaten erzählt haben, wir betreiben eine mobile Komposttoilettenfirma, kam nicht immer ein “Geile Idee”, sondern auch durchaus mal ein “Hä?”. Aber wir glauben daran. Das tun wir immer noch und man sieht ja, wo es hingeht.
Wir reisen „natürlich klimafreundlich“ 5 Jahre in die Zukunft: Auf welche schönen Ereignisse kannst du als öKlo Geschäftsführer zurückblicken?
Die ganze Reise mit neuen Erfahrungen an jedem Tag. Wenn du 14 Mitarbeiter*innen hast, dann hast du Verantwortung. Du wächst und gedeihst mit ihnen gemeinsam, mit dem Unternehmen und lernst auf so vielen Ebenen Neues. Das kann mir nie wieder jemand wegnehmen. Ich hoffe, in fünf Jahren sagen zu können, dass wir den richtigen Weg gegangen sind.
Danke für das Interview und alles Gute für euren weiteren Weg.
SDGs & öKlo: www.oeklo.at/sdgs/