Nachhaltiges Wirtschaften bringt Lebensqualität

Wir beenden unsere Serie für einen Anfang von Gleichstellung und Klimaschutz in Gemeinden mit erfolgreichen Beispielen aus den Bereichen Konsum und Wirtschaft. Unsere bisher porträtierten Beispiele aus den Bereichen Ortsgestaltung und Mobilität werden durch die heutigen Praxisbeispiele vervollständigt. Sie können die Projekte also gleich für die Neujahrsvorsätze in Ihrer Gemeinde heranziehen!

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„Also ich glaube es muss jetzt klar sein, dass die Zeit für inkrementelle Verbesserungen, also so ein bisschen mehr von dem ein bisschen mehr da, also, die ist vorbei. Es geht jetzt wirklich um das, was der „Club of Rome“ Kehrtwenden nennt. Bundeskanzlerin Merkel hat es Volltransformation unserer Art des Wirtschaftens genannt. Also es geht wirklich um grundlegende Veränderungen in der Art wie wir leben, in der Art wie wir Wirtschaft betreiben.“

(Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb im Film „Frauen in den Orten der Zukunft“, 2023)

Gibt es noch eine Poststelle oder einen Nahversorger im Ort? Wo werden neue Betriebsgebiete angesiedelt? Gibt es ausreichend Arbeitsplätze für die Bevölkerung? Konsum, Wirtschaft und Ressourcenschutz hängen eng zusammen. Wir haben uns bei den Beispielen auf den Ressourcenschutz gekoppelt mit sozialem Wert fokussiert. Diese Initiativen können schnelle Veränderungen bewirken und sind in der Praxis bereits gut erprobt. Für Frauen sind diese regionalen Einkaufsmöglichkeiten sowie die verschiedenen Initiativen als Ort des Austausches wichtig. Denn sozialer Zusammenhalt führt zu mehr Lebensqualität.

Blick in die Praxis

Hollenstein/Ybbs. In der Marktgemeinde finden regelmäßige Reparatur-Cafés statt. Darunter versteht man ein Treffen, wo gemeinsam Kleidung oder kaputte Gegenstände repariert werden. Es geht nicht darum, Experte oder Expertin im Reparieren zu sein. Vielmehr sollen damit Ressourcen geschont werden und Langlebigkeit forciert werden. Das Ganze wird begleitet von einem Wir-Gefühl, es wird gemeinsam geschraubt, gelacht, genäht, Kaffee getrunken, usw. – das heißt, auch soziale Aspekte sind Teil eines Reparatur-Cafés. Es gibt in ganz Österreich bereits viele Initiativen. Einen guten Überblick gibt die Website Offine.

St. Valentin. Als sich die Stadt Gedanken machte, wo und wie man den Müll in einem Müllsammelsystem unterbringen könne, kam die Erkenntnis: Wir müssen generell Müll einsparen. Die Herangehensweise ist interessant, da es von der ursprünglichen Idee eines Mülltrennsystems zu viel grundsätzlicheren Fragen kam: Nämlich, wie können wir Müll reduzieren? Durch die Resolution 2018 zur „Plastikfreien Gemeinde“ soll etwa bewusster Einkauf forciert werden und Plastik sparen vorgelebt werden. Ein wichtiger Aspekt bei solchen Best-Practice-Beispielen ist auch die Vernetzung: Neben den Gemeinden selbst sollten auch Schulen und Betriebe miteingebunden werden, um möglichst viele an Bord zu holen. Dafür gibt es in St. Valentin unter anderem einen Leitfaden für Vereine.

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Wieselburg. In Wieselburg entwarf man das Konzept der „WerkStadt“ nach dem Motto „alte Bräuche und neue Technologien“. In kostenlosen Workshops soll Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit gegeben werden, sich in Handwerk, Austausch, Kreativität und gemeinsamen Schaffen zu üben. Ein bis zweimal pro Monat gibt es unterschiedliche Angebote in den Werkstätten, Betrieben und Schulen Wieselburgs: Stoff-WerkStadt, Leder-WerkStadt, Elektro-WerkStadt, Karosserie-WerkStadt, Spengler-WerkStadt, Schmiede-WerkStadt, Adventgarten-WerkStadt, Rad-WerkStadt, Back-WerkStadt, Upcycling-WerkStadt, Holz-WerkStadt … Die Ideen gehen in Wieselburg anscheinend nicht aus und für sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist jedenfalls gesorgt.

Zwentendorf und Bad Erlach. Eine weitere Idee ist es, Kleidertauschbörsen zu organisieren. Diese können einmalig stattfinden, aber genauso mehrmals wöchentlich. Häufig gibt es ehrenamtliche Mitarbeiter:innen und der soziale Zusammenhalt in der Gemeinde kann durch Tauschbörsen gestärkt werden. So gibt es in Zwentendorf eine Tauschhütte für Obst, Gemüse und andere Waren, die vom Dorferneuerungsverein DORFZEIT betrieben wird. Kleidungsstücken eine längere Lebensdauer zu verpassen, wird im Offenen Kleiderschrank Zwentendorf verwirklicht. Ein weiteres Beispiel gibt es in Bad Erlach. Im Kostnix-Laden können Waren genauso wie Geschichten bei einer Tasse Kaffee ausgetauscht werden.

Zum Weiterlesen

Im vergangenen Jahr sind uns auch noch weitere tolle Projekte im Konsum- und Wirtschaftsbereich untergekommen: Stärken Sie Co-Working-Spaces, Direktvermarktung oder Selbstbedienungsläden für eine veränderte Art des Wirtschaftens in Ihrer Gemeinde.

Hier haben wir eine Linksammlung zum Weiterklicken für Sie zusammengestellt:

Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2024! Hier finden Sie übrigens noch Tipps für ein klimafreundliches Weihnachtsfest.