Ein klimafitter Ort bringt Lebensqualität

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und wir möchten dem Jahresende einen Anfang entgegenstellen. Einen Anfang für Gleichstellung und Klimaschutz in Gemeinden.

Der Round Table im Mai hat sich u. a. der Umsetzung von Klimaschutz und den weiblichen Erfolgsfaktoren gewidmet. Bei der Tagung im November haben wir uns mit den Visionen für Orte der Zukunft beschäftigt und wie es gelingen kann alle Bedürfnisse zu berücksichtigen.

In den folgenden Blogs tragen wir die eingebrachten Erkenntnisse der Expertinnen und Experten, Stakeholder:innen und Gemeindevertreter:innen aus ganz Niederösterreich zusammen. Wir porträtieren Beispiele aus den Bereichen Ortsgestaltung, Mobilität, Energie, Konsum und Wirtschaft und zeigen damit Anfänge und Ansatzpunkte für die Orte der Zukunft.

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Wenn wir von Good Practice Beispielen zu gendergerechten und klimafitten Ortsgestaltung sprechen, ist es wichtig folgendes klarzustellen: Klimafit heißt, dass Klimaschutz und Klimawandelanpassung gemeint sind. Die Expertin für klimafitte Raumplanung, Heide Studer, hat dies im Laufe des Jahres für uns deutlich gemacht. Klimaschutz bedeutet, dass in den Gemeinden ein (lokaler) Beitrag geleistet wird, um die globalen Klimaziele zu erreichen. Das können etwa Maßnahmen sein, wo die Planung zu Emissionsreduktionen im Verkehrs- oder Energiebereich führt (z. B. Klimaziele für die Gemeinde formulieren, Straßen umgestalten, Verkehrskonzepte für aktive Mobilität erstellen etc.). Klimawandelanpassung in der kommunalen Planung bedeutet, dass Gemeinden die Folgen der Klimakrise und unterschiedliche Betroffenheiten mitberücksichtigen. Konkret geht es also um Maßnahmen, die Klimawandelfolgen identifizieren und zur klimaresilienten Planung beitragen (z. B. Klimastudie zu Hitzeinseln, Entsiegelung in Flächenplanung, Kaltluftschneisen beachten etc.).

In Summe erhöhen diese klimafitten Planungsmaßnahmen die Lebensqualität für alle – die Abkühlung wird unterstützt, es gibt Grünräume zur Erholung, wir fühlen uns fitter und gesünder, etc.

Städte sind Orte der Darstellung, der Verhandlung und der Veränderung von Geschlechterverhältnissen. […] Es geht darum, den Raum neu zu verteilen: mehr Platz für Grün, Wasser, Spiel und Aufenthalt, für Fuß- und Radverkehr und Abkehr von der Dominanz von Autoverkehr und Ressourcenverschwendung.“

tilia büro für landschaftsplanung 2021: 7

Blick in die Praxis

Nun schauen wir uns an, welche Vorzeigeprojekte unsere Gemeinden in Niederösterreich dahingehend bieten können.

Böheimkirchen. In Böheimkirchen wurde unter dem Motto „Balance zwischen Natur und Freizeit“ und unter Beteiligung der Bevölkerung „ein Park für alle Generationen“ geschaffen. Mit fachlicher Begleitung wurde so ein ehemaliger Maisacker zum öffentlichen Generationenpark Aufeld. Für die Naherholung sorgen eine Spielwiese, ein Grillplatz, eine Kräuterschnecke und ein Naschgarten sowie weitere unterschiedliche Erholungszonen. Durch die Einbindung der Leute, die direkt vor Ort wohnen konnten deren verschiedene Bedürfnisse und Wünsche eingeplant werden. Eine weitere Idee sind Obstbaum-Patenschaften, wo Bürger:innen einen monetären Beitrag leisten und sich die Gemeinde um die Pflege der Bäume kümmert. Dadurch werden mehr Bäume gepflanzt.

Mödling. In Mödling legt man Wert darauf, die Fußgängerfreundlichkeit im Zentrum zu verbessern. In diesem Zusammenhang wird häufig vom „Ort der kurzen Wege“ gesprochen. Außerdem wurde beschlossen, keine neuen Bauflächen zu widmen. Wenn gebaut werden muss, wird versucht zu entsiegeln oder Flächen für Versickerung zu schaffen. Das Freihalten von Kaltluftschneisen garantiert außerdem, dass die Luft weiterhin in die Stadt kann. In der Stadt macht man sich zudem viele Gedanken zum örtlichen Entwicklungskonzept und evaluiert dieses auch. Die Evaluation fließt in das neue Konzept genauso ein wie Fachexpertise. Immer mehr wird auch die Bevölkerung eingebunden, etwa auch als die baukulturellen Leitlinien in Mödling erarbeitet wurden. Ein weiteres Vorzeigebeispiel ist der neue Stadtteilplatz „am Fliegenspitz“, der mit Bürger:innenbeteiligung gestaltet wurde.

Silvia Drechsler, Vizebürgermeisterin, Stadträtin für Stadtentwicklung, Raumplanung und Bürgerbeteiligung sowie Vorsitzende des Frauenbeirats, ist der Meinung, dass die Stadt- bzw. Raumplanung den idealen Raum bietet, um über das Klima zu reden. Als Ziel verfolgt sie deshalb die Installierung eines Klimabeirates.

Foto: tilia.at

St. Valentin. Der Hauptplatz wurde im Rahmen des Projektes „Klimaoase“ der Klimawandel-Anpassungsmodellregion (KLAR!) umgestaltet. Bäume sorgen für natürlichen Schatten und kühlen genauso wie der mit eingebundene Mühlbach. Ein idealer Aufenthaltsort für Familien oder ältere Menschen, die an heißen Tagen eine Pause benötigen.
Foto: GDA Amstetten

Zwentendorf. In der Marktgemeinde Zwentendorf hat man in einem mehrjährigen Prozess ein SDG-Gemeindeleitbild erarbeitet. Mehr Infos dazu gibt es in einem eigenen Blog-Beitrag mit der Bürgermeisterin: Zwentendorfs Bürgermeisterin Marion Török im Interview: Mit SDGs und Beteiligung zum Gemeindeleitbild

Anzumerken ist, dass mehr Fokus auf Klimawandelanpassung Frauen unterstützt, weil diese sich viel in öffentlichen Räumen aufhalten. Weiters hat eine gendergerechte Stadtplanung zu beachten, dass sich alle Bevölkerungsgruppen sicher bewegen können (z.B. mit Kindern).

Sie möchten sich in dem Thema vertiefen? Spannende Einblicke in die Praxis einer gendergerechten Stadtplanung gibt die Broschüre „Stadt der Frauen“, die von der Stadt Graz, Referat für Frauen und Gleichstellung herausgegeben wurde.