Weltfrauentag: Schlechtes Klima für Frauen

„Immer dieses Gendern – muss das sein? Oft hören Gespräche rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit beim *innen auf. Die erste Killerphrase erfolgreich durchdiskutiert, wartet schon die nächste ums Eck.

Der Internationale Weltfrauentag am 8. März oder auch der „Equal Pay Day“ am 15. Februar zeigen uns Jahr für Jahr deutlich auf, dass in Sachen Gleichstellung und Gleichberechtigung weltweit noch Luft nach oben ist. Die Sustainable Development Goals (SDGs) haben dieses Handlungsfeld in die Agenda 2030 aufgenommen und beim „SDG 5 – Gleichstellung der Geschlechter“ neun Unterziele festgelegt. Dabei geht es darum, alle Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beseitigen, unbezahlte Care-Arbeit wertzuschätzen oder die Teilhabe von Frauen in Entscheidungsprozessen zu stärken.

Wie hängen diese Ziele mit der Klimakrise zusammen? Und sind Frauen im globalen Süden wirklich stärker durch die Folgen der Klimakrise betroffen?

Vom Gesundheitsrisiko, über Hunger bis hin zu mehr Gewalt

Dürreperioden, Überflutungen oder Tsunamis machen natürlich per se keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, Jung und Alt oder Arm und Reich. Bei den Auswirkungen und Folgen dieser Katastrophen werden jedoch Unterschiede sichtbar. Weltweit sind Frauen schutzloser der Armut ausgeliefert als Männer, da sie weniger Bildungschancen, Zugang zu Arbeitsplätzen oder eigenen Besitz haben und zusätzlich für die unbezahlte Kindererziehung oder Altenpflege zuständig sind.

Werden Lebensmittel aufgrund von klimatischen Bedingungen knapp, leiden Frauen eher an Hunger, da in manchen Kulturen Frauen erst nach Männern essen dürfen. Frauen im globalen Süden überleben oft durch Selbstversorgung, daher treffen klimatische Veränderungen und Ernteausfälle sie besonders direkt und hart.

So müssen aufgrund von Dürreperioden Frauen in Ostafrika oft 10 km laufen, um Wasser zu finden. Durch die Versorgungsarbeit fehlt natürlich die Zeit selbst für Einkommen zu sorgen oder die Zeit in Bildung zu investieren.

Eine Meta-Studie aus dem Jahr 2020, die 130 Studien zusammenfasst, zeigt, dass Frauen vielfach höheren Gesundheitsrisiken durch die Folgen des Klimawandels ausgesetzt sind als Männer. So liest man auf der Seite von unwoman.de: „Frauen und Kinder sterben bei einer Katastrophe mit 14-mal höherer Wahrscheinlichkeit als Männer, unter anderem, weil sie später gewarnt werden, seltener schwimmen können und sich auf der Flucht um Angehörige kümmern. Beim Tsunami 2004 in Asien waren 70 % der Todesopfer Frauen.“

Ein Bericht der „Global Gender and Climate Alliance“ zeigt, dass Krisen – seien es Umweltkatastrophen oder die Covid-19-Pandemie – zu mehr Gewalt führen und beispielsweise auch die Zahl der Kinderehen wieder steigen lassen. Das lässt sich so erklären: Durch Krisen werden Familien stärker in die Armut gedrängt. Mädchen müssen dann mehr im Haushalt, bei der Pflege oder der Selbstversorgung helfen, wodurch ihnen der Zugang zu Bildung verwehrt wird. Reicht das nicht aus, ist der nächste Schritt die Zwangsheirat, um das Familienbudget zu entlasten.

Ursache: Systematisch verankert

Grund für die höhere Belastung von Frauen bei den Auswirkungen der Klimakrise ist demnach nicht das biologische, sondern vielmehr das soziale Geschlecht. Damit ist die Stellung der Frau in der Gesellschaft bzw. die Zuschreibung von Rollenbildern gemeint.

Von Ulrike Röhr (gender cc) haben wir gelernt, wie wichtig es ist Frauen nicht nur in der Opferrolle dazustellen. Ja, Frauen sind stärker von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Gerade deshalb ist es wichtig, Frauen auch als die Transformatorinnen für den Wandel zu sehen.

Dafür müssen Frauen bei allen Entscheidungsprozessen inkludiert sein, sei es bei globalen Klimaverhandlungen oder nationalen Klimaschutzstrategien.

Geschlechtergleichstellung heute für ein nachhaltiges Morgen

So lautet das Motto des Internationalen Frauentag am 8. März 2022. Der Beitrag von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt soll gewürdigt werden, denn Frauen spielen bei der Anpassung, Eindämmung und Bekämpfung des Klimawandels eine führende Rolle. Wenn wir den Klimawandel bekämpfen wollen, müssen wir also auch die Ungleichheit der Geschlechter berücksichtigen.

Quellen

Anmerkung

Soziale Ungleichheiten hören nicht beim Geschlecht auf. Es gibt viele weitere Gründe wie: Ethnie, Alter, Herkunft, Bildungsstand, Religion, sexuelle Orientierung oder körperliche Fähigkeiten. Zu allen Aspekten würden sich eigene Projekte und vor allem vertiefende wissenschaftliche Hintergründe lohnen – mit gleich.wandeln fokussieren wir uns jedoch gezielt auf das SDG 5 – Gleichstellung der Geschlechter.